Monolog des Tropfstein-Trolls
Seit viermal zehn zigtausend Jahren
Tropft mir Getröpfel aus den Haaren.
Von oben kommt’s, vom nassen Stein,
Läuft mir vom Schädel bis zum Bein,
Wird selber steinern mit den Jahren.
Tropfbäche rinnen an mir ab
Rinnsale träufelt es in Scharen.
So tröpfelt’s tausendmal am Tag,
Und nachts dasselbe, was ich mag.
Als kleiner Tropfen fing ich an
Wuchs langsam hoch zum Säulenmann
Doch lange währte der Anfang:
So durft‘ ich nach fünfhundert Jahren
Erst einen Millimeter ragen.
Und auf die erste Tropfsteinschicht –
Das war mein Fuß, das war schon ich –
Schichteten sich die nächsten Lagen
Weils oben tropfte, noch und noch
Und meterhoch wollte ich werden,
Bis an die Decke wollt‘ ich ragen –
Was red ich: Selbst wollt‘ ich sie tragen
Und sollte es auch ewig dauern,
So will ich es auf ewig wagen.
Es wird: weil’s immerzu nur tropft,
Und weitertropft und immer noch –
Doch kann ich dir jetzt aus dem Kopf
Schon nicht mehr sagen,
Wieviele Jahre das noch werden,
Wieviele Tropfen es nun waren.
Text © Duke Meyer 1995
(aus einem nicht inszenierten Theaterscript)