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die neue loreley

das aktuelle interfjuh zur platte

Marlene Schniekenkamp interviewt Duke Meyer für die bekannte Lifestyle-Illustrierte "Allein zu zweit" (Ausgabe 01-20005):

Das ist deine erste Solo-Platte seit drei Jahren. Warum die lange Pause?

Ich mußte erstmal eine Menge Groupies vögeln, um genügend Inspiration zu sammeln. Da die letzte Platte nicht besonders erfolgreich war, hatte ich ziemlich Mühe, genügend Groupies zu finden.


Wieviel wurden es denn dann?

Naja, genau zwölfe: für jeden Titel eine.


Zwölf Groupies in drei Jahren?

Nee – genaugenommen war drei Jahre lang tote Hose. Dann sagte ich mir: Es muß etwas geschehen. Also nix wie rin in die Zeitmaschine (zwar kann ich mir keine analoge Zeitmaschine leisten, wie sie in den großen SF-Romanen vorkommt – aber inzwischen gibt es sowas ja auch als günstigere Software-Emulation für PC, und ich habe eine Crack-Version davon) und ab in die kleinasiatische Wüste. Da hab ich dann auf eine Chance gewartet. Sie ergab sich durch einen dieser armäischen Wanderprediger. Dem sind plötzlich eine Menge Männer hinterhergelaufen. Zwölf waren es, glaub ich. Und während die ihre Fish-&-Bread-Show für Tausende von Neugierigen abzogen, hab ich mich halt ein bissi um ihre Weiber gekümmert...


Wie – alle Zwölfe auf einmal?

Eigentlich sollten es ja dreizehn sein. Aber bei der Maria Magdalena bin ich abgeblitzt – die hatte nur Augen (und Hände) für den Guru... Natürlich waren die Apostel stinkesauer, als sie erfuhren, daß sich ihre Holden inzwischen mit mir Heidensaukerl vergnügt hatten. Tja – fast alle waren sauer. Nur einer nicht – der gute Judas. Der war ein echter Libertin. Hat dem nix ausgemacht, daß ich was mit seiner Süßen hatte. Der hat auch dichtgehalten, den andern gegenüber, die ganze Zeit, während ich mit ihren Mädels meinen Spaß hatte. So hat er sich den Zorn seiner Kumpels zugezogen. "Verräter" haben sie ihn geschimpft... Und später wurde das dann noch ganz übel aufgebauscht und verdreht (wobei die wahren Hintergründe der Story in Vergessenheit gerieten: als Jeschua ziemlich Krach mit den Bullen bekam, und in der Folge noch so einiges mehr danebenging. Aber da war ich schon wieder weg.)


Wie kam es zum Titel "Rette dich wer kann"?

Naja, dazu hat mich Prof. Dr. Regina Freifrau von Rettich inspiriert: das ist die Tochter meines Gemüsehändlers. Die Kleine wollte partout nicht von mir lassen, obwohl ich ihr dauernd die Tür vor der Nase zuknallte, weil sie echt nervte mit ihrer vegetarischen Anmache. Ich rief dann ihren Ex an, ob seine Ex eigentlich noch zu retten wäre, aber der sagte nur: Leck mich du doch. Das machte mich erst ziemlich ratlos. Aber so kam ich auf den Refrain.


Und der "Traum vom schwarzen Stier" – auf welche Dame geht der zurück?

Offengestanden – auf gar keine. Naja, eigentlich hätte es Fiona McBuzz sein sollen – eine oberaffengeile Schottin, mit der ich mich in meiner Stammkneipe verabredet hatte. Es lief dann auch erstmal recht vielversprechend. Aber leider ist es so, daß ich in meiner Stammi schon langi nicht mehr bedient werde, weil ich immer meine Deckel nicht zahle (ich habe nämlich nicht gut verdient an meiner letzten Platte und trinke daher meist auf Pump). Also steht die Fiona auf und sagt, sie geht jetzt mal zur Theke und ordert uns ein paar Bier. Es war ein ziemlich heißer Sommerabend – zu heiß offenbar: für Fiona, und für den Arsch von Barkeeper, den die Schlampe bei der Gelegenheit gleich aufgerissen hat an meiner statt. Was ich aber lange nicht bemerkte, da ziemlich viele Leute zwischen uns standen und ich nicht sehen konnte, was da abging zwischen den beiden. Ich wartete und wartete – und diese doofe Schottenschnepfe ist niemals zurückgekommen zu mir. Also hab ich ein paar Bierdeckel vollgekritzelt in der Zwischenzeit: "Das ist der Traum vom kalten Bier..." – so hieß der Song in der Urfassung. Und durch irgendeinen Tippfehler ist dann der "Traum vom schwarzen Stier" draus geworden...


Und bei welcher Tussi versagte dir dann die Männlichkeit, wie in "Die Wege des Herrn" beklagt?

Also eigentlich bei allen. Ich bin nämlich ein leidenschaftlicher Typ. Aber leider ziemlich ungeduldig. Und wenn ich mit einer Tuss´ verabredet bin, auf die ich scharf bin, knallt mir meist gehörig die Phantasie durch. Dann hol ich mir einen nach dem andern runter – und bis ich die Frau dann treffe, ist es aus mit der Potenz. Immer wieder dasselbe.


Wer ist die in "Sie war schön" besungene Schöne?

Keine Ahnung. Sie hing an einer Litfaßsäule, als Foto auf einem Plakat. Das klingt jetzt vielleicht etwas platt. Wer aber platt war, das war ich. Na, und so hatte ich schon wieder einen Song...


Und an wen richtet sich "Betreff: morgen nacht"?

Ehrlich gesagt: an alle, die ich kenne. Vor allem aber an die, die ich noch nicht kenne. Ich hatte mal eine Zeit, da hab ich jeder Frau was anderes geschrieben. Das wurde dann allmählich unübersichtlich, da es ja ziemlich viele Frauen gibt. So hab ich das jetzt rationalisiert und endlich eine Standardmail verfaßt, die ich eigentlich allen schicken kann. Es ist der Text von "Betreff: morgen nacht". Und damit ich nicht jede erst groß einzeln anmailen muß, hab ich´s als Lied aufgenommen. Gut, wa?


"Der alte Baum" ist ja erkennbar dein Selbstportrait...

Von wegen! Der alte Baum ist eine Eiche, die ich am Rande eines städtischen Gartengrundstücks kennengelernt hatte. Ich schrieb das Lied für Babsi Birckenstuck – eine junge Hexe, die halt auf alte Bäume steht und Mythen und Märchen und so. Hab mir die Story komplettino aus den Fingern gesogen. Hoffe, sie damit zu beeindrucken. Na, man wird sehen.


Über wen geht "XXL"?

Über eine mir leider namentlich nicht bekannte Verkäuferin in einer "Hennes & Mauritz"-Filiale in Niederknödeln. Die hab ich mich nicht ansprechen getraut – aber sie immer heimlich angeguckt beim Klamottenstöbern. Na, und wenn sie herguckte, da hab ich schnell den Blick gesenkt, daß sie das nicht bemerkt. Und dann sah ich immer das "XXL"-Etikett in den Klamotten am Ständer. Und einen solchen bekam ich auch. Und schwupps – hastenichgesehen – kam der Song zustande.


Und wer ist mit "Grins, Reptil" gemeint?

Na, Kaa natürlich – die Schlange aus dem "Dschungelbuch"-Zeichentrickfilm. Die grinst immer so süß. Ist sozusagen ´ne alte Jugendliebe von mir. Stellte mir immer vor, wie ich dieses geschmeidige Dschungelbabe mal in der Stadt ver-, äh, ausführe. Ich war ganz schön enttäuscht, als ich später das Buch selber las – da ist diese Schlange nämlich ein Mann, also ein Schlangerich. Aber da war das Lied schon fertig.


Preisfrage: Wer ist die geheimnisvolle Christin von "Früh am Feuer"?

Im Vertrauen: das Christkind. Blond und süß, aber leider ziemlich prüde. Die Atheisten – das waren Karl Marx und Hugo Ballerschnofel-Meilensenkel. Die Goldstein war in Wirklichkeit die Königin von Saba, und den Odin hat der Wotan gespielt – ein alter Kumpel von mir.


Hugo wer?

Ballerschnofel-Meilensenkel, dieser komische Kiffer aus Tang am Hang. Während dieser langen Nacht am Feuer hat er – naja, wir waren alle ziemlich bekifft, unter uns gesagt – ein ellenlanges Manuskript verfaßt, zu dem ihm lediglich die Überschrift fehlte (wir schrieben um die Wette – ich schrieb "Früh am Feuer"...). Zwar sagte er, daß er "mal Wasser lassen" müsse – aber in Wirklichkeit, das weiß ich genau, verschwand er, um sich eine passende Überschrift einfallen zu lassen. Es war ziemlich verschrobenes Zeug, das er da schrob – betitelt einfach mit der Placebo-Zeile "Das Kapitel". Na, und der Karl, der hat sich das Ding dann unter den Nagel gerissen, nachdem Hugo nicht mehr zurückkam. Später hat der Karl dann das "Kapitel" unter eigenem Namen herausgebracht, also schlicht geklaut. Aber er hat es falsch abgeschrieben, der Trottel. Das Buch hieß dann "Das Kapital" – und hat eine Menge Verwirrung gestiftet, damals, im 19. Jahrhundert. Naja, einige meiner Lieder sind halt schon recht alt. (Ich habe länger gebraucht mit meiner Veröffentlichung als der Karl, weil ich ja noch die Musik dazu machen mußte.)


"Vielleicht" scheint sich ja an verschiedene Frauen zu richten...?

Nuja – vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht geht´s ja um was ganz anderes. Was denken denn Sie? Ich hab schon meine Gründe, weshalb ich ein Lied so nenne. Vielleicht...


Und von wem bist du "Gegangen"?

Von Gila Gorgonzola, und zwar um fünf Uhr früh. Eigentlich hat sie mich rausgeschmissen. Aber ich hab den Text "Gegangen" genannt, weil das eher so klingt, als wenn ich von selber gegangen wäre. Ein wenig Eitelkeit wird ja wohl noch erlaubt sein.


Und wer ist gemeint mit dem Titelsong "Die neue Loreley"?

Ist doch ganz einfach: die Tochter der alten Loreley.


Aber du singst doch "...die neue Loreley ist ein Mann..."

Das sing ich nur zur Tarnung. Die neue Loreley ist nämlich verheiratet, bzw. fest liiert.


Mit wem?

Mit dem Gangsta-Rapper Baby Rhine O´zeros.


Wer ist denn das?

Der Sohn von Reiner Rhein, dem sogenannten "Vater Rhein". Und wenn der merkt, daß ich mit seiner Süßen was habe, dann ist´s Ebbe mit der Liaison...


Warum sind die Stücke auf deiner Platte so unterschiedlich lang? Hat das musikalische Gründe?

Quatsch. Dahinter verbirgt sich ein Code. Die Minutenanzahl jedes Liedes sagt aus, wievielmal ich mit der betreffenden Frau geschlafen habe.


Und die Sekundenanzahl?

Steht für die Monate, die es dauerte, die Betreffende dazu zu überreden.


Wer ist die Frau auf dem Cover?

Wieso Frau? Das bin doch ich!


Ich meine: VORN auf dem Cover!

Ach so. Äh, das ist, äh – also die Gute möchte nicht namentlich genannt werden.


Warum?

Weil sie meine Platte zum Kotzen findet und nicht damit in Verbindung gebracht werden möchte.


Wieso ist sie dann trotzdem auf dem Cover?

Weil ich sie überreden konnte, sich in diesen "human suit" zu zwängen, so daß es aussieht, als wäre sie ein Mensch.


Hä?

Ja – sieht doch echt aus wie eine Frau, nicht wahr? Nun, in Wirklichkeit ist es aber eine Kuh. Am Kopf sieht man es noch ein wenig: Wir hatten keine Menschenmaske mehr fürs Gesicht übrig (die brauchte ich fürs Cover hinten...). Ihr Kopf blieb unbedeckt, ist sozusagen völlig nackt. Sie hat sich auch ein wenig geziert deswegen – aber ich konnte sie davon überzeugen, daß für die meisten meiner Artgenossen heutzutage eine Kuh so aussieht wie die andere. Da hat sie dann – obgleich etwas widerstrebend – posiert. Es hat mich etliche Büschel Gras gekostet... Aber ihren Namen darf ich nicht nennen. Sonst krieg ich einen Tritt in den Hintern.


Wer soll Die neue Loreley kaufen?

Am liebsten eigentlich niemand. Bestellungen machen nur Arbeit: Da muß ich dann CDs brennen, bekleben, eintüten, Covers ausdrucken, ausschneiden, falzen... Und das Ganze dann noch auf die Post geben. Aber was tut man nicht alles, der Tarnung wegen...


Tarnung?

Ja: Das Ganze ist ja ein Tarnprojekt. Wenn man die Platte rückwärts abspielt, verbirgt sich dahinter ein Geheimcode für mir nahestehende Außerirdische. Deshalb klingt sie vorwärts abgespielt auch so ungewöhnlich: anders war der Code nicht zu verwirklichen. Es gelang mir mit Mühe und Not, so zu tun, als handele es sich um das private Homerecording-Produkt eines Durchgeknallten. Sowas geht in unserer Gesellschaft locker durch. Wenn herauskäme, daß ich damit geheime Botschaften an meine extragalaktische Heimatbasis sende, hätte ich bald das BKA, die Bush-Krieger, den Bundesgrenzschutz, das FBI, die CIA, und womöglich noch den einen oder anderen arbeitslosen Psychiater auf dem Hals.


Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Bevor meine Heimatbasis die Erde erobert, möchte ich noch ein paar Groupies haben. Und der Fiona McBuzz sagen, daß sie eine stumpfe Zicke ist.


Wirst du die Platte auch live spielen?

Nein. Live spiele ich live – keine Platten.


Ich meine: gibt es eine Show zur Platte?

Die Show bin ich.


Und wo gibt es dich zu sehen?

Gar nicht. Ich bin ein Produkt meiner Phantasie.


Wo kann man dir dann begegnen?

Manchmal im Mondschein. Ersatzweise auch im Rampenlicht. Falls jemand das Licht einschaltet, wenn ich wo auftrete.
;-)
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