Duke Meyer

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Ran

Bist du müde? Hast du Druck auf den Ohren? Wasser in den Lungen? Komm rein. Ich bringe dich heim, Seefahrer. Hier endet deine Not. Sei unbesorgt. Du mußt nicht mehr nach oben. Bleib hier. Bei mir. Tritt ein in meine Halle. Sei unbesorgt. Du brauchst nicht zu gehen. Das einzige, was sich hier bewegt, ist mein sanfter, mächtiger Strom. Du bist schon im Reich der Ran, so laß dir flüstern: Hör auf! Laß deine Beine ruhen. Hör auf, mit den Armen zu rudern, Ungeschickter – das werden nie und nimmer Flossen. Laß dich treiben. Sinke tief. Ich bin eine Freundin der Schwerkraft. Gib dich uns hin. Ich trage dich. Dich und deinen schweren, toten Leib. Hier ist er ganz leicht, spürst du? Schwebe heim in mein Reich. Auf meinen Armen trage ich dich in Ägirs Halle. Mein Mann wird dich bewirten. Du zahlst mit deinem Körper. Den kriegen die Fische, unsere schillernden Freunde (du brauchst ihn nicht mehr). Hai! Seid willkommen, Freunde, im immerfeuchten Schoß meiner tiefen Nacht. Hier singen meine ältesten Töchter langsame, ewige Lieder. Hier wirst du nicht mehr gestört, von niemandem. Ich bin die Herrin des Nassen Weltenraums. Ich und mein Mann sorgen hier gut für Gäste. Unsere Gäste bleiben gern, denn sie wissen: Es ist für immer. Hier ist ein Bett aus glattgewaschenem Stein, verziert mit wunderbaren Muscheln. Wir flechten dir ein Dach aus Algen, das streichelt deinen langen Schlaf. Hier sind vielfarbige Kissen aus fächelnden Kiemen und durchsichtigen Quasten, und hier kommt dein Traum aus Koralle. Und hier singen dir Nixe und Nöck ein Schlaflied aus feuchtem Grün.