Eibensang

November 2005

Zur Zwielichtzeit der Nebel und des Mondwechsels (vom Goldenen Herbst zum Grauen Treibpfad Richtung Winter), den Hexen als Neujahr („Samhain“), Kelten als Samuin, Christen als „Allerseelen“ begehen, war ich bei meiner Schwester auf dem Land und schlichtete Holz. Angenehm, wieder mehr wirkliche Welt in den Händen, auf der Haut, in den Nüstern zu spüren: nach so vielen Wochen an Tastatur und Bildschirm (bei längst hochtourig laufenden Aufnahmen für die kommende Singvøgel-CD). Naja: herausstellen muß sich noch, ob die dickeren Scheite überhaupt ins etwas kleine Eisenmaul meines Studio-Öfchens passen… (notfalls leiht sich Axt, wer selbst kein Zimmermann ist…)

Fahrten übers Land und durch Dörfer: Mehr das Fernsehen als der Wind fegt die Straßen leer – dies nicht nur zur aktuellen Jahreszeit, aber da wirkt’s besonders melancholisch und verloren… das Bild, das die meisten „bewohnten“ Umgebungen dem Betrachter bieten… Weichholz brennt schnell: viel schneller, als man es sägen und schlichten kann. Mein Anteil der aufgeschlichteten Stapel in Schwesterherzens Scheune beeindruckt denn das gigantomaniefreudige Auge sicher auch mehr als den gefräßigen Ofen. Ich mußte daran denken, wie leicht es ist, einfach die Zentralheizung aufzudrehen – doch kann die Leute nicht beneiden, die sich eine solche leisten können: Was machen die eigentlich, wo sie doch kein Holz stapeln müssen für den Winter? Ich liebte jeden Spleiß, der auf meinem dicken Pulli hängenblieb beim Herumhieven der zersägten Bohlen. Eine Situation, in der fast jedes Bier irgendwie gut schmeckt – sogar bayerisches…:-)))

Erste Scheite gingen bereits ein paar Kilometer weiter und einen Abend später in Rauch auf: zu Ehren der Ahnen, im Beisein familiärer Freunde und einiger Bekannter. Ein letzter Liter Ginger Beer, vom sommerlichen Englandtrip aufgehoben (die Metbuddeln vom Würzburger Bioladen hab ich allerdings nicht zählen können, da mehr damit beschäftigt, sie zu trinken), ein paar letzte Winztütchen Salt-&-Vinegar-Crips (originale: nicht die laue Version, die eine ‚toffelchipsfirma in D’land verhökt)… uuund natürlich Karans fickengeile kokosberaspelte und zitronenbegraste Kürbissuppe (slurp)… ergab alles recht angenehme Gefühle in ebensolcher Runde… – Der Guß des letzten Horns in die Feuersglut machte einen mannshohen Dampf im offenen Tor zwischen den Welten. „Was macht ihr denn da?“ hustete der Opa meines Opas aus dem Nebel. Aber dann hat er mitgetrunken. So mag der Winter kommen.

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