Eibensang

Elecktrohonig Schweinepriester

mp 08 leck
Solo 1994-1996
Pressestimmen

Eigener Kommentar:

Zugegeben: Der „Elecktrohonig…“ entstand nicht aus hehrer Inspiration, sondern als anfängliche „Best of…“-Kompilation teils neuen, teils schonmal anderweitig inszeniert gewesenen Repertoires. Diverse süddeutsche Veranstalter hatten mich um ein abendfüllendes Solo angehauen („…diesjahr haben wir noch Etat für sowas…“) – und ich halt die Ärmel hochgekrempelt und „was zusammengestellt“.

Für das Resultat ergaben sich dann doch überraschend oft Spielgelegenheiten. Da es im Grunde als „Nummernprogramm“ ohne zwingende dramaturgische Abfolgen begann, wurde E.S. im Lauf seiner Spielzeit ein recht variables – und variantenreiches – Vergnügen. Mal setzte ich bizarre Masken (aus früheren Performances) in allerdings neuem Kontext ein, mal überwogen die schauspielerischen Szenen und Sequenzen – immer aber war Musik der Mittelpunkt: wie damals bei mir üblich, synthetische Instrumentals via Playback, wozu ich über Mikrofon sprach oder sang.

Bereits die Nürnberger Premiere bescherte mir einen Song (damals zur Eröffnung), der sich über zahllose Gelegenheiten bis in Singvøgel-Konzerte (also gewissermaßen bis heute) erhalten sollte: Aus Queens Rockklassiker „We will rock you“ wurde (nur im Refrain wortwörtlich) Wir werden euch schaukeln – wobei die Gesangsbegleitung nur aus einer live geschlagenen Rahmentrommel bestand. Die deutschsprachige Minimalversion emanzipierte sich rasch vom großen Original: Die eingeschobene Flüsterpassage, wo der gewohnte Beat zum Schamanentrommel-Takt mutiert; besonders aber der melodische Schlussvers (der im späteren Duo mit Karan seinen Höhepunkt fand – bis heute ist es eine beliebte Singvøgel-Zugabe, zumindest in kleineren Clubs, wo mikrofonloser Gesang noch hörbar bleibt beim Abgang durchs Auditorium) – diese typisch gewordenen Merkmale haben nichts mehr mit Freddy Mercurys Komposition zu tun. 😉

mp leck plakat

Da ich den E.S. über längere Zeit spielte, ergaben sich zahlreiche Anekdoten. Ein besonders bewegender Moment ereignete sich in Bamberg: Eine mir gänzlich unbekannte Besucherin überreichte mir nach der Show eine Violine – die könne ich behalten, weil ich sie mit einer „dermaßen bewegenden“ Ansage „im Innersten erschüttert“ hätte. Ich weiß zum Donner nochmal nicht, was ich damals zwischen zwei Songs von mir gegeben hatte – nur, dass ich selber „im Innersten erschüttert“ gewesen war: von privatem Beziehungsstress nämlich, der mir fast die Konzentration verhagelt hätte – und mit dem ich natürlich kein Publikum belästigen wollte. Aber da mich Letzteres wild entschlossen feierte – was ich (innerlich ziemlich neben der Mütze) erst nach drei oder vier Liedern bemerkt hatte – war mir irgendeine frei improvisierte Ansprache entschlüpft: irgendwas über die „Kälte da draußen“… (ich meinte nicht Celsiusgrade… Die Violine aber überließ ich viel später einer lieben Verbündeten, die dieses Instrument lernen wollte.)

Nur nebenbei: Auch der Titelsong entstand erst im Laufe der sich ständig wandelnden Show (und auch sein Vater war, was man ihm sicher nicht anhört, Liebesleid…). Und genau diese Melodie wurde Jahre später zum Titelthema für Diener der Ekstase

Das E.S.-Nummernprogramm aber hatte 1996 sein Finale in Nürnberg. Für mich erinnernswert: Thors Wiederkehr als Abschluss-Song. Ich spielte sozusagen selbsttherapeutisch mit „biografischen Requisiten“: Ein letztes Mal kam mein uraltes Ölfass zum Einsatz – das mich von meinem ersten Soloabend (1983) über ein Jahrzehnt durch zahllose und verschiedenste Shows und künstlerische Phasen quer durch die Tingelrepublik begleitet hatte… anfangs als vermeintliches Percussion-Instrument, später eher als Teil des Bühnenbildes. Diesmal holte ich ein noch älteres Trumm aus seinem Inneren: meinen allerersten (Bühnen-)“Thorshammer“ – ein über ein Meter langes Monstrum, das 1985 in schweigend & schwitzend zu meiner (eher ironischen) Nummer „Thor, Donnergott“ gehört hatte. Diesen zotteligen Fell-Hammer (auf den Conan stolz gewesen wäre), überreichte ich in der Maske des Vogelmonsters Greif der damals 9jährigen M.Z., die (zu diesem Finale) eine Mondgöttin darstellte (weißes Nachthemd und so…) – derweil ihre Mutter Ruth über zweihundert brennende Kerzen im Publikum verteilte. Diese Kerzen illuminierten den Raum aufs Allerfeinste … Und so schritten wir durchs applaudierende Volk: Das Mädchen voran, den riesigen Hammer als Trophäe schwenkend, dahinter die „Priesterin“ mit dampfender Räucherschale – und meine Wenigkeit, Euer ergebener Performer. Nein: kein Selbstdarsteller, an jenem Abend. Ein Getriebener aber: immer, und noch. 😉

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