Eibensang

Die Schöne und der Scheich

Kommt ein Wüstenkind zum Scheich
Fragt ihn: „Seid Ihr wirklich reich?“
Sagt der Scheich zum Wüstenkind:
„Schöne, tanz für mich geschwind!“

Sagt das Wüstenkind zum Scheich:
„Kein Problem, das ha’m wir gleich.“
Den Takt zum Tanz der Schönen pocht er,
Denn er mag die Wüstentochter.

Und am liebsten, ja, da möcht‘ er
Viele solcher Wüstentöchter.
Er entbietet ihr Kamele,
Doch sie wehrt ab: „Oh Herr, ich wähle
Lieber Wüstenhorizont,
Als dass ich in den Harem komm!“

„Dort sind,“ ruft er ergrimmt, „nur Geier!
Komm zu mir! Ich kauf dir Schleier!“
Da bricht die Maid, im Herzen weh,
Ihren Tanz ab: „Nein, ich geh!
Denn was mich in Wahrheit ziert,
Das, oh edler Herr, habt Ihr
Offensichtlich nicht kapiert!“

Doch der Scheich denkt nur, sie schmollt,
Reicht ihr einen Beutel Gold:
„Schönes Kind, das ist für dich.
Und jetzt tanz nochmal für mich!“

Da lacht sie hell: „Ach, steckt das schnell
Dahin zurück, wo Ihr’s entnommen!
Deswegen bin ich nicht gekommen!
Nicht für Geld hab ich getanzt!“

Da springt er auf: „Ja, wofür dann?“
Und sein weißes Scheichgewand
Wirbelt Sand auf, sehr viel Sand,
Bis er nichts mehr sehen kann.

Als sich der Wüstensturm gelegt,
Steht der Scheich allein da, bebt.
Und er sucht den Horizont
Nach der Schönen ab: umsonst.

Wofür hat sie nur getanzt?
Fragt der Scheich sich und steht ganz
Ratlos in der Sonne Glanz.

Text © Duke Meyer 2001
Für Gaga

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