Eibensang

April 2009

Schon wieder halb ‚rum, das Mondchen… und ich hab nur „…as usual“ zu vermelden. Gestern wollte ich an dieser Stelle – an solchen Gelabers statt 😉 – einen „Song des Monats“ veröffentlichen. Eine kleine Tonaufnahme nebenbei ist ja technisch kein Thema. Über ein Thema kam’s aber auch musikalisch nicht hinaus: Zwar erschrubbte ich mir die Nacht ĂŒber zwei passable Ideen auf der Gitarre – aber zu einem Text hat’s nicht mehr gereicht. Lieber sind mir solche EinfĂ€lle ja in umgekehrter Reihenfolge: Einen fertigen Text zu vertonen, gelingt mir meist schneller, weil mein Basisrepertoire zur Erstellung lediglicher „SonggerĂŒste“ (Akkordfolgen mit vielleicht noch ein paar Ideen fĂŒr den Rest, was dann die Kollegen verwerfen… 😉 ) ĂŒberschaubar ist.

Aber schon vorhandene SonggerĂŒste vertexten wird hĂ€ufig zur quĂ€lenden Dauerlast im Hirn: Tage, NĂ€chte, Wochen – immer dieselbe verdammte Melodei im Kopp, die einen offenen Vokal am Anfang verlangt, mindestens ein „U“ in der Mitte (an bestimmter Stelle), aber der Ausklang der Zeile darf nicht zuviele „E“-Laute haben und schon gar kein „I“. Oder so Ă€hnlich. Beim einen Lied so, beim andern anders. Aber immer ziemlich vorbestimmt. Das reduziert die Anzahl der verwendbaren Worte fĂŒr Text, und spĂ€testens da wird’s dann inhaltlich eng. Schließlich will ich was möglichst UnvernĂŒnftiges texten, das aber sinnvoll singbar ist. Und natĂŒrlich beharre ich weiterhin darauf, Liedtexte nach Sound zu schreiben. Die Inhalte sind bei mir eh immer dieselben, da bin ich ganz anspruchslos. Aber gut klingen muss es, und natĂŒrlich wahrhaftig sein! Wenn ich mich damit nicht identifiziere, so mein Glaube – wen soll es infizieren?

Bei Liedern wie Reich mir die Hand oder Feuer fĂŒr den Stamm trug ich monatelang die Musikideen mit mir herum: Riffs, Rhythmik und Melodien fertig – Text aber Fehlanzeige. Bei „Reich mir die Hand“ war’s besonders schlimm, weil ich Karan gefragt hatte, ob ihr zu dieser Refrainmelodie eine Textzeile einfiele – ich sang’s ihr als Lala vor – und sie krĂ€hte spontan: „Kalbsleberwurst!“

FĂŒr mich der typische Einfall eines Menschen, der nicht nach Sound textet, sondern nach Sinn. Der Ohrwurm „Kalbsleberwurst, wir ha’m noch Kalbsleberwurst“ (das „wir ha’m“ wĂ€r dann von mir gewesen…) verfolgte mich nĂ€chtelang bis in den Schlaf – und war morgens beim Aufwachen gleich wieder da. Ich ersetzte die Empfehlung mit der Wurst testweise durch ein „Leck mich am Arsch“ – vom Wortklang her hĂ€tte das gut hingehauen und ein paar knuffige Verse dazu wĂ€ren mir sicher auch noch eingefallen: zum Beispiel zur politischen Lage. Aber eingedenk der Neigung unserer Fans, Textteile live gern mitzusingen, stellte ich mir dann vor, wie ich auf der BĂŒhne stĂŒnde, und ein voller Saal gröhlte mir das volkstĂŒmlich vereinfachte Zitat des Götz von Berlichingen entgegen… Mein inwendig sehr zartes Rampensau-Selbst hĂ€tte das vielleicht doch persönlich genommen, irgendwann. Ich will ja Applaus von meiner Klientel – brĂ€uchte ich das nicht, hĂ€tte ich ja auch Polizist werden können oder Gerichtsvollzieher.

Nun, es hilft alles nix – ich habe keine Songskizze zum hier Reinstellen, sondern nur Gelaber, das lediglich meine wirklichen Probleme ausspart, denn so doll sind nicht mal die. Ich bezweifle, dass ich grĂ¶ĂŸere hab als du oder du. Man wird nicht gefragt, in welcher Haut man stecken möchte, aber ich hab mich an meine gewöhnt und wĂŒrde sie nicht mehr tauschen mögen. Daher bitte ich um Nachsicht, wenn ich hier nicht singe: „……“ – zu einem zugegeben recht geilen Riff, dessen Eingangsakkord ich jetzt zugegeben nichtmal benennen könnte (meine Hand ist, so weit so menschlich, alleweil schlauer als mein Kopf), aber vielleicht wird’s ja doch noch was. Mit dem Song. Auch. Soweit mein Beitrag zur Finanzkrise. Denn mein Kapital sind Worte. Und meinen Kurs krieg ich schon wieder hoch. Schließlich setzte ich nie auf faule Kredite. Nichtmal auf … Kalbsleberwurst!

Eine Reaktion zu “April 2009”

  1. MartinM

    „Kalbsleberwurst“ – ungewöhnlich sind solche TexteinfĂ€lle nicht; das Erste, was Paul McCartney auf die Melodie von „Yesterday“ einfiel, war “ scrambled eggs“.

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